Sowohl als auch

Verena schneit herein, wundert sich über Neumanns Anwesenheit und Andreas stellt ihn als ehemaligen Inhaber einer Baufirma vor. Andreas schwitzt dabei Blut und Wasser, dass Verena ihn nicht mit einem Kuss begrüßt, aber sie bleibt herausfordernd stehen, weil ihr die Erklärung, wer Neuman ist, nicht genügt. Neumann selbst fügt hinzu, dass er und Andreas gemeinsame Freunde hätten und bei einem Treffen hätte Andreas dann von seiner neuen Aufgabe erzählt und da er selbst im Ruhestand sei, habe es ihn einfach interessiert, wie es heute in der Baubranche zugehe. Verena bittet Andreas heraus. Sie ist brüskiert darüber, dass er sie nicht über die Hinzuziehung Neumanns informiert hat. Andreas entschuldigt sich, verteidigt sich aber, indem er erklärt, dass er bei seiner Aufgabe auch gewisse Freiheiten benötige. Diese Antwort befriedigt Verena und sie gibt ihm den verzögerten Begrüßungskuss. „Du machst das schon“, sagt sie. Sie müsse leider zum nächsten Termin.
Andreas erklärt Neumann, wer Verena ist und fragt ihn nach seinen Erkenntnissen.
Neumanns Resümee: „Es sieht schlecht aus, aber ist nicht aussichtslos. Wir – Entschuldigung – Sie könnten die anderen Anbieter unterbieten, wenn Sie die Lohnkosten für die nächsten Aufträge außen vor lassen.“
Andreas findet das unrealistisch, aber Neumann weist daraufhin, was Andreas schon selbst herausgefunden hatte: Mitarbeiter müssen sich auf Kosten der Firma bereichert haben. Und die sollen jetzt gefälligst ihre ‚Außenstände’ begleichen, indem sie für einige Monate umsonst arbeiten. Allerdings müsse man herausfinden, wer genau verantwortlich sei.

Andreas begibt sich in die Halle mit den Arbeitern, erklärt ihnen die Situation und kündigt an, sie alle demnächst in ihrem Zuhause besuchen zu wollen. Außerdem fehlen auch einige Baumaschinen, die mal zu ihrem Bestand gehörten.
Andreas fährt Neumann zurück ins Heim. Neumann fragt ihn nach Sandra. Andreas reagiert verwundert, was Neumann denn wissen wolle. Sandra glaube, dass Andreas ihr etwas verschweige. Er wolle sich wirklich nicht einmischen … Andreas unterbricht ihn, dann solle er es auch nicht tun, sagt er recht barsch. Neumann schweigt. Nach einer Weile entschuldigt sich Andreas, er sei ihm für die Hilfe dankbar, aber mit ihm und Sandra sei es nicht so einfach. Neumann deutet auf ein Café, das vor ihnen liegt. Und meint, ihm dürste es.
Mit Sandra sei es nicht einfach, wiederholt Andreas. Sie sei sicher ein patenter Kerl und habe eigentlich keine größeren Fehler. Aber irgendwas mache ihm Angst. Er wisse nicht genau, was es sei. Er glaube schon, dass er sie liebe. Neumann meint, wenn man eine Frau als „patenten Kerl“ bezeichne, fehle offensichtlich ein wichtiger Aspekt. Andreas versteht, was er meint, streitet aber ab, dass es an ihrer sexuellen Ausstrahlung liege. Die sei durchaus vorhanden. Ob sie vielleicht zu brav sei, fragt Neumann. Andreas schaut verwundert. Wenn man sie z.B. mit dieser Verena vergleiche, eine Frau, die elegant und selbstbewusst auftritt, würde sie kaum bestehen können. „Aber Verena …“, stammelt Andreas. Neumann blickt ihn besorgt an.

In der Halle haben die Bauarbeiter ihre Karten beiseite gelegt und diskutieren angeregt über die bevorstehenden Besuche von Andreas. Auf keinen Fall darf er herausfinden, dass einige ihre Häuser zum größeren Teil mit Materialien und Geräten aus der Firma errichtet haben. Der Polier wohnt in einer Villa, die er sich von seinem Gehalt niemals hätte leisten können. Also beschließen sie, dass er zeitweise wieder in sein ehemaliges Reihenhaus ziehen muss. Darin wohnt aber jetzt der Maurer X. Sie organisieren einen Umzug.

Sandra kommt gerade im Heim an, als auch Andreas und Neumann ankommen.  Andreas erklärt sogleich, dass das Auto ein Firmenfahrzeug sei und Neumann fügt hinzu, dass er erfreut sei, einer der ersten Fahrgäste sein zu dürfen. Neumann verabschiedet sich. Von seinem Zimmer aus, kann er beobachten, dass Sandra und Andreas heftig streiten.
Sandra erklärt Andreas, wenn er sie morgen nicht auf Wohnungssuche begleite, werde sie für sich alleine suchen. Andreas versucht sie zu beruhigen, nächste Woche habe er bestimmt wieder Zeit. Die bräuchte er nicht ihr zu widmen, antwortet sie wütend und macht auf dem Absatz kehrt.
Neumann macht einen Ansatz, um sie abzufangen, lässt es dann doch sein.
Sandra geht wütend auf ihr Zimmer und schmeißt ihre Sachen aufs Bett. Es klopft.
„Was?!“ ruft sie genervt. Es ist Eve, die immer noch im Prüfungsstress ist. Sie merkt gleich, dass mit der Schwester etwas nicht stimmt und nimmt sie in den Arm. Sandra schluchzt. Eve hört sich das Problem an und versucht, sie zu trösten. Am Ende meint Sandra, dass Eve weiter für ihre Prüfung lernen muss und sie ihr helfen möchte. Sie würden sich nicht unterkriegen lassen. Sie werden überleben. „I will survive!“
Sie singen gemeinsam das Lied.
Am Abend gibt es wieder Seniorentheater. Neumann hat die ersten Kapitel seines Stücks fertig. Er erklärt, Shakespeare habe er nur gewählt, um in Stimmung zu kommen, aber bei seinem eigenen Stück, habe er ein anderes Vorbild gehabt. Alle sind gespannt. Er händigt den Senioren ihre Textkopien aus und weist ihnen die Rollen zu. Nach dem Lesen des ersten Aktes sind die meisten etwas irritiert, weil die Texte teils abstrakt oder surreal wirken. Sandra muss schmunzeln. Eigentlich führt Neumann die Regie, denn Sandra ist mit ihren Gedanken woanders. Aber es ist ja auch sein Stück.

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