Die Trauminsel

Am nächsten Morgen steht Harald im Bad und rasiert sich, Bea kommt hinein umarmt und küsst ihn. Er solle sich weiter fertigmachen, während sie sich um die Kinder kümmert. Harald bezweifelt, ob der gemeinsame Ausflug mit Bruckmüllers eine gute Idee sei. Bea meint, dass das mal was anderes wäre, da man hier kein Auto mieten könne.

Die Truppe setzt Lars bei Carlos ab, nicht ohne ihn nochmal zu fragen, ob er nicht doch mitkommen wolle. Lars klopft an Carlos Hütte, Carlos öffnet und kann sich einen Fluch nicht verkneifen, als er Bruckmüllers Wagen sieht. Lars fragt ihn, was los sei, aber Carlos antwortet nicht darauf. Ziemlich grantig befiehlt er Lars, einen Eimer aus dem Anbau zu holen.

Karl Bruckmüller steuert den Wagen die Küstenstraße entlang. Alle Insassen genießen schweigend den kühlenden Fahrtwind. Da macht Harald eine Bemerkung über den Porsche Cayenne und Karl holt zu einer langen Fachsimpelei aus. Die Frauen lächeln gequält und Bea fragt schließlich, wie denn der Wagen überhaupt auf die Insel gekommen sei. Es gäbe doch keine Fähre. Da wird es selbst Karl etwas peinlich und Regine erklärt, er sei mit einem Lastenhubschrauber eingeflogen worden. Karl hätte dazu eine Sondergenehmigung beantragen müssen. Karl meint, aber schließlich werde er ja auch einiges für die Insel tun.

Bevor Harald nachhaken kann, hält Karl an einer Gabelung an und zieht eine Karte hervor. Harald fragt, was er suche und Karl antwortet, ihm sei nicht klar, ob es hier zum Sandstrand gehe, das sei auf der Karte nicht ersichtlich. Bea antwortet sogleich, der Strand läge hinter den nächsten Klippen, aber da führe keine Straße hin. Karl lässt sich die Richtung zeigen und legt einen Geländegang ein. Alle werden ziemlich durchgeschüttelt, Karl nimmt wenig Rücksicht. Schließlich sagt Bea, es sei nicht mehr weit, jetzt müsse man zu Fuß gehen. Sie steigen aus, Karl notiert sich den Kilometerstand. Harald fragt Bea, ob sie wisse, wo seine Badesachen sind. Karl meint, die bräuchte er nicht, sie würden gleich weiter fahren, er wolle nur die Entfernung bis zum Strand feststellen. Er komme gleich nach. Irritiert gehen die anderen durch ein kleines Waldstück. Dahinter erreichen sie die Klippe, von der man den Sandstrand sehen kann. Regine ist begeistert. Bea erklärt, dass dies einer ihrer Lieblingsorte sei, da der Strand aufgrund der schlechten Zufahrtswege meist verlassen sei.

Karl nähert sich und hört Beas Aussage. Er habe es genau gemessen. Von der Straße aus seien es nur 1,6 km, das sei machbar und nicht zu teuer. In der Hand hält er einen Schrittzähler. Harald fragt, für was es nicht zu teuer sei, er werde doch keine Straße bauen wollen. Das sei doch keine schlechte Idee, Harald habe doch selbst gemerkt, dass nur Geländewagen den Weg fahren könnten. Harald erwidert, dass sei ja gerade das Gute an diesem Strand. Karl meint, das könne man doch den Hotelgästen nicht zumuten.
„Wir lieben die Insel gerade deswegen, weil nicht jeder mit dem Auto bis ins Meer fahren kann,“ sagt Harald. „Wer es anders haben möchte, kann sich ja ein Zimmer in Cordez nehmen.“
„Ihre Einstellung ist zwar romantisch, aber unzeitgemäß. Ich kann doch kein Hotel bauen, bei dem im Prospekt steht, dass die Gäste nach einem fast 2 km langen Fußmarsch den Strand erreichen. Das wäre doch Irrwitz.“
Harald schüttelt den Kopf, sagt aber nichts. Bea betrachtet ihn ahnungsvoll. Auf dem Rückweg zum Auto lässt Karl die anderen unbeirrt an seiner Vision einer touristischen Erschließung des Inselabschnitts teilhaben. Als er konkrete Details der
bautechnischen Lösungen schildert, legt Regine besänftigend ihre Hand auf seinen Arm.
„Karl, das sind doch nur Pläne, du langweilst sicher unsere Freunde.“
Karl blickt einigermaßen ernüchtert zu Harald und Bea.
„Entschuldigung, das wollte ich nicht. Ich dachte, es wäre interessant zu erfahren, wie man so eine anscheinend unlösbare Aufgabe bewerkstelligen kann. Harald, was meinen Sie? Sie sind doch auch jemand, der sich, zumindest in seinem Beruf, den Problemen stellt.“
„Das sind Probleme, deren Lösung von Nutzen ist.“
„Wie meinen Sie das?“
„Eine Strasse durch unwegsames Gelände zu bauen, ist durchaus sinnvoll, wenn es jemandem hilft. Aber hier ist es nutzlos, sogar schädlich.“
„Harald!“ Jetzt versucht Bea Harald durch Handauflegen zu besänftigen.
„Nutzlos? Die Menschen hier leben von der Hand in den Mund. Sie können sich gerade mal ein Radio leisten. Wenn wir Cuenza erschließen, finden hier alle Arbeit. Wir müssten sogar viele von auswärts anwerben. Es würde Leben in das verschlafene Nest kommen.“
Bea stellt sich vor Karl. „Das ist es ja, es würde so sein wie überall. Cuenza wäre nicht mehr so, wie es vorher war. Verstehen Sie das nicht?“

Am Wagen laden Harald und Bea ihr Gepäck aus, Jule ist ziemlich konsterniert.
Regine versucht den Konflikt zu mildern: „Das ist doch alles noch nicht spruchreif. Bleibt doch und wir fahren euch wenigstens zurück.“
„Ich denke, wir genießen lieber unseren Tag und lassen uns nicht zu Gehilfen für die Ausbeutung der Insel machen, vielen Dank! Kommt – Bea, Jule?“
Die Wienerts gehen Richtung Strand und Karl wendet zornig sein Geländemonster, Regine steigt ein.

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