Die Trauminsel

Dasselbe fragen sie Julio. Der versichert, dass er keine Ahnung habe und alles tun wolle, damit sie sich wohl fühlen. Bea fragt, warum Esmeralda ihnen nichts von Carlos Anruf gesagt hätte. Julio zitiert sofort Esmeralda zu sich und stellt sie zur Rede. Er schimpft heftig mit ihr, bis sie schließlich in Tränen ausbricht. Aber sie sagt nur, dass sie es einfach vergessen habe.
Julio schickt sie weg. Dann holt er eine Zeitung hervor, gibt sie Harald und deutet auf einen Artikel.

Julio fasst ihn zusammen. Der Autor Fernandez behauptet, dass in Julios Hotel, sich kriminelle Vereinigungen treffen würden, um den Ausverkauf der Insel zu betreiben. Die Kriminellen hätten ihre Kinder mitgebracht, um eine Familienidylle vorzutäuschen, aber das wäre nur aus Gründen der Tarnung.
Harald meint, dass ihm jetzt einiges klar würde und fragt Julio, warum Fernandez das geschrieben habe.

„Wir Einheimischen sind mit Cuenca so zufrieden wie es ist. Ich bin bisher der einzige, der von Tourismus lebt und das hat bis jetzt fast niemanden gestört. Aber jetzt will jemand große Hotels bauen und das wird diesen Teil der Insel auch zerstören. In Cordez ist es schon schlimm genug.“
„Aber du bist doch nicht auf deren Seite.“
„Nein, aber Bruckmüller hat hier gewohnt, ich wusste vorher nicht, das er derjenige ist, der fast die ganze Insel kaufen will.“
„Aber was haben wir damit zu tun? Boykottieren sie uns, weil wir hier wohnen?“
„Einige denken wohl, dass ich derjenige bin, der dann das große Hotel übernehmen wird.“
„Aber das stimmt doch gar nicht.“
„Ihr kennt die Einwohner nicht gut genug. Selbst als ich damals dieses kleine Hotel baute, waren sie dagegen und haben mir Steine in den Weg gelegt.“
„Aber du hast es dennoch geschafft.“
„Sie hatten einfach genug von den Strandcampern und ich konnte sie überzeugen, dass es besser wäre, ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit zu geben.“

Die Kinder schlafen. Man hört eine Katze miauen. Jule wird wach, steht auf und geht dem Geräusch nach, das vom Balkon kommt. Kaum hat sie den Balkon betreten, hält ihr eine Hand den Mund zu und eine andere hält sie fest. Jemand klebt ihr den Mund zu und hebt sie über die Balkonbrüstung. Jule zittert um ihr Leben. Eine Stimme von unten ruft. „Warte, da kommt jemand.“ Lars ruft nach Jule. Dann passiert alles ganz schnell in der umgekehrten Reihenfolge und Jule steht wieder alleine im Zimmer, will schreien, fällt aber ohnmächtig um. Lars springt aus dem Bett, wirft einen Blick auf Jule und läuft auf den Balkon. Dort sieht er, wie jemand zu einem Wagen humpelt, der daraufhin mit Vollgas losfährt.

Bea entfernt vorsichtig das Klebeband von Jules Mund. Dennoch tut es ihr weh. Bea schiebt einen Ärmel von Jules Nachthemd hoch und entdeckt die Spuren der Hand, die sie festgehalten hat, ebenso am anderen Arm.

Bea bleibt bei Jule, Harald weckt Julio und verlangt, dass er sofort die Polizei und einen Arzt informiert. Im Restaurant telefoniert Julio und teilt hinterher mit, dass die Polizei erst am Morgen kommen kann, sie würden den Arzt mitbringen. Harald ist verzweifelt und sagt, dass Jule unter Schock steht, sie brauche sofort Hilfe. Julio bietet an, aus seiner Hausapotheke ein Schlafmittel zu holen. Das könne doch für Kinder viel zu stark sein, meint Harald.

Julio übersetzt die Passage des Beipackzettels, die sich auf die Dosierung für Kinder bezieht.

Als Harald das Zimmer betritt, schluchzt Jule immer noch in Beas Armen. Harald reicht Jule das Mittel und trägt sie dann in das Elternzimmer. Bea legt sich neben sie. Lars auf die andere Seite, während sich Harald in einen Sessel setzt.

Harald und Bea sitzen in Decken gehüllt auf Sesseln und flüstern miteinander.
„Ich will gar nicht wissen, warum uns das jemand antut, ich will nur weg von hier,“ sagt Bea.
„Auf jeden Fall du und die Kinder!“
„Was meinst du damit?“
„Ich möchte schon wissen, wer dieses Schwein ist.“
„Dafür ist die Polizei da.“
„Polizei? Hier in Cuenza gibt es keine Polizei.“
„Aber sie kommen heute früh aus Cordez.“
„Ich kann mir denken, wie das abläuft.“

Bea ist eingeschlafen, während Harald wie gelähmt vor dem Fenster steht und hinausschaut.

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