Die Trauminsel

Freudig erobern die Kinder ihr Reich. Von ihrem Zimmer aus ist das Meer in der Ferne zu sehen. Lars vermisst wie jedes Jahr den Fernseher und findet es schade, das Erwachsenenprogramm im Restaurant sehen zu müssen. Bea zeigt ihnen, wo sie ihre Sachen deponieren können.

Harald steht im Bad vor der Toilette, drückt die Klospülung und als sich nichts tut, fällt ihm etwas ein. Er füllt einen Eimer mit Wasser und kippt ihn kopfschüttelnd in den Spülkasten.

Auf dem Balkon bückt sich Harald, zählt in einer Reihe die Bodenfliesen und hebt eine hoch. Darunter befindet sich ein kleine Plastiktüte, aus der er ein vergilbtes Foto hervorholt, das ihn und Bea in jüngeren Jahren zeigt, er legt es zurück.

Julio serviert persönlich das Mittagessen. Bea betont, dass sie sich schon das ganze Jahr darauf gefreut hätten. Niemand bereite eine bessere Paella als Julio. Julio verwöhnt sie regelrecht.

Nach dem Mittagessen bitten Lars und Jule um die Erlaubnis, im Ort mit anderen Kindern zu spielen.

Im Zimmer legt sich Harald aufs Bett, verkreuzt die Arme hinter dem Kopf und seufzt, während Bea noch einmal die Aussicht genießt. „Warum können wir nicht immer hier leben?“
„Wovon?“ fragt Harald.

Sie blickt Harald an und kuschelt sich neben ihn. „Wann entscheidet sich eigentlich, ob die Firma dein Patent kauft?“
„Das kann noch dauern, die Testreihen sind noch lange nicht abgeschlossen.“
„Apropos Testreihe, da fällt mir doch auch eine ein.“ Sie streichelt ihn.
„Das habe ich befürchtet“, lacht Harald.
„Die Kinder sind nicht da. Uhh!!! Mein Bärchen.“

Jule und Lars spielen auf einem Platz mit anderen Kindern. Jule tauscht mit Mädchen Starporträts aus, während Lars mit einheimischen Jungs Fußball spielt.

Bea und Harald machen einen Bummel durch Cuenza. Außerhalb der Saison sind nur wenige Geschäfte noch geöffnet – eine Bäckerei und ein Gemischtwarenladen, der neben einheimischer Handwerkskunst auch einige Lebensmittel führt. Die Ladenbesitzerin kennt sie von den letzten Jahren und verhält sich ihnen gegenüber wie zu alten Freunden. Als sie das Geschäft verlassen, hält auf der anderen Straßenseite ein Wagen. Fernandez steigt aus und betritt ein Haus.

„Ist das nicht der Mann, mit dem Carlos am Bootssteg gestritten hat?“ fragt Bea.
„Ich glaube schon. Aber haben Sie wirklich gestritten?“
„Das sah man doch.“
Harald zuckt die Schultern. „Was solls?“
„Lass uns mal schauen, wo der reingegangen ist.“
„Ach lass doch, wozu denn?“
„Komm, wir schlendern einfach umher.“
Fast widerwillig lässt Harald sich mitschleifen. Bea wirft einen Blick auf das Schild, was am besagten Haus angebracht ist. „Der Inselkurier. Filiale Cuenca. Die haben jetzt einen eigenen Lokalteil, ob er da arbeitet?“
„Ehrlich gesagt, ist mir das ziemlich wurscht. Komm, lass uns zur Klippe gehen.“
Bea wirft noch kurz einen neugierigen Blick auf das Haus und lässt sich diesmal von Harald wegziehen.

Lars beobachtet einen Mann, der in der Nähe einen Pick-up belädt. Er verabschiedet sich von den Mitspielern, geht zu dem Mann und redet mit ihm. Dann läuft er schnell zu Jule und winkt sie zu sich.

Er redet auf Jule ein. „Es ist mir egal, ob dir langweilig ist, aber Carlos ist mein Freund und er wartet auf mich, reine Männersache!“
„Männer? Sehr witzig!“
„Jedenfalls dürfen keine Mädchen dabei sein, weil …“
„Weil was?“
„Das ist einfach so.“
„Warum?“
„Weil es so ist, basta!“
„Den Fischen ist doch egal, wer sie angelt.“
„Ja, den Fischen.“
„Aber du sollst auf mich aufpassen.“

Jule weint, Lars erbarmt sich und streicht ihr kurz über die Schulter.
„Ich denke, du bist schon groß Dann stimmt das wohl nicht.“
Jule reißt sich augenblicklich zusammen, zieht den Rotz in der Nase hoch und geht zu den Mädchen zurück. Lars blickt ihr achselzuckend hinterher und läuft zu dem Pick-up.

Lars klettert von der Ladefläche und blickt von der Klippe auf die Anlegestelle und sieht Carlos‘ Boot. Er geht er zu den Fischerhütten auf der gegenüberliegenden Seite. Carlos ist gerade dabei, das Dach zu reparieren. Als er Lars sieht, legt er seinen Hammer beiseite. „Hey, mein Freund. heute habe ich dich noch gar nicht erwartet.“
„Was machst du?“
„Im Herbst werden Stürme aufkommen, ich mach die Hütte sicher.“
Carlos steigt vom Dach herab.
„Wolltest du nicht in ein richtiges Haus ziehen?“
„Ja, das stimmt, aber es ging nicht so schnell, wie ich dachte.“
„Hast du kein Geld?“
„Du bist neugierig, aber das ist okay. Es liegt nicht am Geld. Wir dürfen hier im Moment nicht bauen, also bleibe ich erstmal hier.“

Carlos und Lars sitzen auf einem Felsen und angeln.
„Warum ziehst du nicht zu deinem Bruder?“
„Zu Julio? Ach das ist eine lange Geschichte. Schau hier, ich erklär dir jetzt, wie diese Rolle funktioniert. Hörst du zu?“
„Aber ja!“
Carlos dreht an der Kurbel der Angel.

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