Die Trauminsel

Nach einem Ausflug findet die Familie Wienert das einzige Hotel in der Bucht der abgelegen Insel verlassen vor. Sie versuchen, sich auf die andere Inselseite durchzuschlagen. Dabei werden sie getrennt und müssen vor den Entführern der Hotelgäste fliehen.

 

Die Wienerts – Bea (35), Harald (40), Jule (10) und Lars (12) – sind eine durchschnittliche Familie. Harald hat es immerhin zum Chefingenieur einer mittelständischen Elektronikfirma gebracht, während Bea inzwischen wieder als Sachbearbeiterin bei einer Versicherung arbeitet.

Jedes Jahr im Herbst verbringen sie in der Nachsaison noch einmal Urlaub auf der kleinen Insel Palrema. Harald und Bea haben sich während ihrer Studienzeit auf Palrema kennen und lieben gelernt und daher verbinden sie mit der Insel ein wenig das Glück ihrer Familie. Die beinah unwirtliche Insel, die abseits der touristischen Schwerpunkte liegt, besteht aus dem größeren Ort Cordez und dem kleinen Dorf Cuenza. Um Cuenza zu erreichen, muss man die Insel auf der Küstenstraße umfahren, da die gebirgige Struktur des Inselinneren eine andere Verbindung verhindert. Es sei denn, man kennt jemanden wie den Einheimischen Carlos, der einen von der Hauptinsel mit einem Boot abholt. In Cuenza befindet sich ein einziges Hotel, das diese Bezeichnung in etwa verdient hat. Es wird von Julio betrieben und heißt „Don Pancho“, weil es Julio angelegen war, den kleinen Bauern aus Don Quichotte im Nachhinein zu adeln. Die Wienerts sind Julios einzige deutsche Stammgäste, ansonsten besteht seine Kundschaft während der Saison hauptsächlich aus unentwegten Rucksacktouristen und Gästen von der Hauptinsel, die die unersättlichen Fischgründe vor Cuenza schätzen. Der Ort selbst hat wenig Interessantes zu bieten und deshalb ist es um diese Zeit sehr ruhig.

Die Wienerts sitzen im Flieger, der sich gerade im Landeanflug befindet. Jule entdeckt als erste von ihrem Fensterplatz aus die Insel.
„Da ist sie! Schau Mama!“
Bea und Harald recken sich, um etwas zu sehen. Lars, auf einem Platz im Mittelgang, spielt demonstrativ ungerührt Gameboy.
Bea sieht als Nächste Land und lächelt Harald an. Das Flugzeug fliegt eine recht steile Kurve, was Jule zum Lachen bringt. Gleichzeitig greift sie nach Beas Hand.
Einigen Passagieren bekommt díe Schräglage weniger gut, andere sind gefaßt.

Das Flugzeug landet.

Die Wienerts steigen aus einem Taxi aus, das vor einer Bootsanlegestelle gehalten hat. Sie laden das Gepäck aus. Harald blickt sich suchend um. Auf dem Steg sieht er zwei Männer, die sich unterhalten. Er erkennt Carlos und winkt ihm zu. Der aber bemerkt ihn zunächst nicht, da er sehr ins Gespräch vertieft ist, das sehr heftig geführt wird und beinah wie ein Streit aussieht. Jetzt bemerkt Carlos Harald und winkt zurück. Sein Gegenüber (Fernandez) lässt er mit einer letzten Bemerkung einfach stehen und geht freudestrahlend auf die Wienerts zu. Der Stehengelassene flucht vor sich hin. Carlos umarmt zuerst Bea mit überschwänglicher Freundlichkeit, dann Harald und wendet sich schließlich Jule zu, die er mit einem kecken Augenzwinkern begrüßt. „Was für eine Schönheit du geworden bist. Die Jungens der Insel werden bei dir Schlange stehen, um deine Hand anhalten.“
„Letztes Jahr wolltest du mich noch heiraten.“
„Ja da war ich noch jung und schön, sieh was aus mir geworden ist. Ich bin ein alter Mann: Mir fallen die Haare aus.“ Er schiebt sein volles dunkles Haar am Hinterkopf auseinander und senkt den Kopf. Jule lacht, er küsst sie auf die Backe und blickt dann zu Lars, der seine Ungeduld, begrüßt zu werden, schlecht unterdrücken kann.
„Caballero! Amigo! Endlich kommt wieder ein Mann auf die Insel!“ Carlos stellt sich vor Lars hin und hebt seine Hand zu einem coolen Handshake-Ritual.
„Gehen wir wieder fischen, Carlos?“
„Aber, ja natürlich. Ich habe extra eine neue Ausrüstung angeschafft.“
„Echt?“
Carlos nickt kurz, begrüßt die Eltern.

Die Wienerts sitzen in einem Motorboot, das Carlos steuert. Während die Wienerts allesamt erwartungsfrohe Mienen haben, wirkt Carlos, als beschäftigen ihn andere Dinge.

An der Anlegestelle liegen lediglich einige Fischerboote, von dort führt ein Weg zu einer Anhöhe, auf der einige Fischerhütten stehen. Bis zum Dorf, das an einem Berghang liegt, fahren sie etwa drei Kilometer in einem Pick-up. Die Kinder sitzen auf der Ladefläche. Beim Einzug in das kleine Hotel ist Carlos wieder die Freundlichkeit in Person. Ebenso verhalten sich Julio, der Hotelbesitzer und das andere Personal: Esmeralda, die einzige Angestellte und Mädchen für alles, sowie Bernardo, der in der Küche aushilft, wenn es nötig ist. Harald fragt, welche anderen Gäste da seien und erfährt, dass zur Zeit noch eine weitere deutsche und eine englische Familie Gäste seien, aber bald abreisen würden.

Die Wienerts betreten ihr schlicht, aber gemütlich eingerichtetes Zimmer im ersten Stock. Von einem kleinen Balkon aus sind die nahen Berge hinter dem Hotel zu sehen. Die Kinder erwarten voller Stolz das erste Mal ein eigenes Zimmer, das auf der Seite des Hauses liegt. Julio bittet um Verständnis, dass das Zimmer der Kinder nicht neben dem der Eltern liegt. Er erklärt es mit Handwerkerproblemen.

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